
Roter Ginseng und Weißer Ginseng
Ginseng ist ausreichend erforscht
„Ginseng ist heute bereits ausreichend erforscht“, sagt der in China geborene Dr. Gustav Meng , Arzt für Allgemeinmedizin und Traditionelle Chinesische Medizin in Wien. „Wichtig ist nur, dass er aus kontrollierten Anbaugebieten kommt. Ich gebe meinen Patienten meist dann Roten Ginseng, wenn es ihnen an Qi mangelt. Der Begriff Qi (Chi) stammt aus der traditionellen chinesischen Medizin und Philosophie und bezeichnet die Lebensenergie, die aus den beiden Energieströmen Yin und Yang besteht. Am häufigsten setze ich Roten Ginseng bei Patienten über 50 ein, weil gerade bei dieser Altersgruppe häufig Qi-Mangel besteht.“
28 Ginsenoside wirken
Neben verschiedenen Fetten, Zuckern, Eiweißen, ätherischen Ölen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen entfalten in erster Linie die Ginsenoside ihre Wirkung. Diese Ginsenoside gehören zu den so genannten Saponinen, den wichtigsten Abwehrstoffen der Pflanzen gegen Infektionen. Unter den bisher im Roten Ginseng identifizierten 250 Substanzen konnten nicht weniger als 28 Ginsenoside gefunden werden. Der weiße Ginseng bringt es lediglich auf 7 bis 13.
Das Besondere an diesen Ginsenosiden ist ihre Eigenschaft, auf den jeweiligen Gesundheitszustand des Menschen zu reagieren. Sie regulieren und normalisieren die Körperfunktionen, stärken das Abwehrsystem und erhalten Leistungsfähigkeit und Vitalität. Dabei haben sie keinerlei schädliche Nebenwirkungen. Hochwertiger Roter Ginseng (aus der Apotheke) ist so gehaltvoll und hat eine so breit gefächerte Wirkung, dass auf weitere Zusatzstoffe verzichtet werden kann. Für die heilsame Wirkung des Roten Ginseng ist nicht nur die Menge verantwortlich, sondern vor allem das Verhältnis, in welchem die Inhaltsstoffe zueinander stehen. Daher dient Ginseng traditionell der Erhaltung der Gesundheit. Seine anregende Wirkung auf die Selbstheilungskräfte des Körpers macht man sich aber auch bei einigen akuten Krankheiten zu Nutze.
Ginseng gilt als Adaptogen und aktiviert Selbstheilungskräfte
Die Medizin weiß heute, dass die Verabreichung eines Adaptogens (von lateinisch adaptare = anpassen) zu einer erhöhten allgemeinen Abwehrbereitschaft des Organismus führt. Ginseng ist ein solches. Nicht nur in Asien, sondern auch in Europa und Amerika, wird deswegen Roter Ginseng vermehrt als Prophylaktikum eingenommen. Die adaptogene Wirkung der Ginsenoside zeigt sich unter anderem in der Möglichkeit, den Blutdruck zu beeinflussen: die Ginsenoside des Roten Ginsengs wirken blutdrucksteigernd oder blutdrucksenkend – je nachdem, in welcher Situation Ginseng eingenommen wird.
Roter Ginseng – er wird meist in Pulver- oder Kapselform angeboten – steigert das Konzentrationsvermögen, hilft körperliche Stresssymptome abzubauen und wirkt ausgleichend und beruhigend. Ginseng stärkt und mobilisiert auch die Abwehrkräfte, er unterstützt bei Erschöpfung und Rekonvaleszenz die schnellere Genesung und Regenerierung.
Anwendung
Roter Ginseng sollte kurmässig über längere Zeit eingenommen werden, zumindest über drei Monate. Die Tagesdosis richtet sich nach den Angaben der Hersteller. „Die Einnahme“, so bestätigt auch Dr. Meng, „ist ohne Bedenken, „man darf ja auch nicht vergessen, dass Ginseng in China langem als Hausmittel gilt, er wird sogar dem Essen beigemengt!“ Bei kurzzeitiger starker körperlicher oder seelischer Belastung und in gesundheitlich kritischen Phasen kann Roter Ginseng auch höher dosiert verabreicht werden. „Dann ist aber unbedingt ein Gespräch mit dem Hausarzt anzuraten!“ empfiehlt Dr. Meng.
Weißer oder Roter Ginseng?
Der bedeutende Unterscheid zwischen weißem und Rotem Ginseng liegt vor allem in der Reifezeit und den verschiedenen Konservierungsmethoden:
Weißer Ginseng wird aus drei- bis vierjährigen Pflanzen gewonnen. Die Wurzeln werden nach der Ernte an der Sonne getrocknet und färben sich gelblich-weiß. Dieser Ginseng kommt als Trockenwurzel oder pulverisiert auf den Markt.
Wild wachsend ist Ginseng heute nur noch selten zu finden und extrem teuer. Um den hohen Bedarf zu decken und die Qualität der Wurzeln zu gewährleisten, ist die Pflanze kultiviert worden. Die besten klimatischen Voraussetzungen und eine ideale Bodenqualität finden sich im Nordosten Chinas und in Korea. Hier wird der qualitativ hochwertigste Ginseng (Panax ginseng C.A. Meyer) im Hochland angebaut und frühestens nach sechs Jahren geerntet. Aus ihm entsteht der Rote Ginseng, indem die Wurzeln vor dem Trocknen mit 120 bis 130 Grad Celsius heißem Wasserdampf behandelt werden. Mineralien werden dadurch aus der Wurzel herausgelöst und die Zucker karamellisieren und bewirken die typische Rotfärbung der Wurzel. Dabei bleiben die feinen Wurzelhärchen erhalten, in denen sich vorwiegend die wichtigen Ginsenoside befinden. Die Inhaltsstoffe bleiben bei dieser Form der Konservierung viel besser erhalten, wodurch sich sein höherer Wirkstoffgehalt erklärt. Roter Ginseng wird anschließend meist zu Extraktpulver verarbeitet, das einen standardisierten Gehalt an Ginsenosiden hat und bei uns in Apotheken erhältlich ist. „„Qualitativ hochwertig und entsprechend wirksam ist der Rote Ginseng nur dann, wenn er mindestens sechs Jahre gewachsen ist“, informiert Dr. Meng. „Je länger Ginseng wächst und sich im Boden befindet, desto mehr Wirkstoffe können aufgenommen werden! Die beste Qualität kommt aus Pflanzen, die im Hochland angebaut wurden. Offensichtlich wirken sich dabei das Klima und die jahreszeitlich bedingten Temperaturwechsel positiv aus.“
Ginseng wird auch „Menschenwurzel“ genannt
Ginsengpflanzen, botanisch Panaceae, werden nur etwa 80 Zentimeter groß. Am Ende eines Stengels befinden sich etwa sechs fingerförmige Blätter. Nach drei bis vier Jahren bekommt der Ginseng zum ersten Mal zartgrüne Blütendolden, aus denen rote Beeren entstehen. Der medizinisch relevante Teil ist die Wurzel, die zum Zeitpunkt der Ernte bis zu 30 cm lang ist. Sie ist länglich und verzweigt sich in viele zarte Seitenwurzeln. Die Bezeichnung Ginseng leitet sich vom Chinesischen renshen ab. Die Bezeichnung Panax für die Pflanze leitet sich über das Lateinische vom Griechischen panax her, was so viel wie Allheilmittel heisst, und wird zurückgeführt auf den Namen Panakeia, einer Tochter des Äskulap, dem griechischen Gott der Heilkunst. Da die Verästelungen der Wurzel oft an die Gestalt eines Menschen erinnern, gaben die Chinesen ihr auch den Namen „Menschenwurzel“.