Schnelles Denken macht glücklich
Wer das Gefühl hat, seine Gedanken jagten nur so durch seinen Kopf, ist energiegeladener, kreativer, fröhlicher und selbstbewusster als jemand, dessen Gedanken nur träge dahintreiben. Dieses Fazit ziehen zwei amerikanische Psychologen aus den Ergebnissen einer Testreihe, in der sie die Denkgeschwindigkeit von Freiwilligen künstlich beschleunigten und verlangsamten. Dabei wurde die Stimmung der Probanden von der Geschwindigkeit ihrer Gedanken genauso stark beeinflusst wie davon, ob diese Gedanken einen positiven oder negativen Inhalt hatten.
Die Ergebnisse könnten helfen, neue Ansätze für die Behandlung von Depressionen zu finden, berichten Emily Pronin von der Princeton-Universität und Daniel Wegner von der Harvard-Universität in der Fachzeitschrift “Psychological Science” (Bd. 17, S. 807).
Studie
Für ihre Studie teilten die Wissenschaftler 144 Freiwillige in vier Gruppen ein und ließen sie kurze Statements von einem Bildschirm vorlesen. Bei zwei Gruppen erschienen die Texte sehr schnell hintereinander, so dass die Probanden doppelt so schnell lesen mussten, wie sie es normalerweise getan hätten. Bei den anderen beiden Gruppen wurden die Aussagen langsam angezeigt, so dass die Testteilnehmer ihre normale Lesegeschwindigkeit auf etwa die Hälfte drosseln mussten. Jeweils eine der schnellen und eine der langsamen Gruppen bekam dabei Aussagen mit positivem Inhalt wie “Wow, ich fühle mich großartig heute!” vorgesetzt, während die anderen beiden Gruppen negative Statements wie “Ich möchte schlafen und nie wieder aufwachen” lasen. Als die Psychologen die Probanden anschließend nach ihrer aktuellen Stimmung befragten, zeichnete sich ein eindeutiger Trend ab: In beiden Gruppen, die ihre Statements schnell vorgelesen hatten, fühlten sich die Teilnehmer enthusiastischer, glücklicher, aufmerksamer, kreativer und aktiver als die Probanden in der jeweiligen Vergleichsgruppe. Auch bewerteten sie sich selbst als einflussreicher und attraktiver. Die Wirkung der Geschwindigkeit war dabei genauso groß wie der bereits bekannte Einfluss, den der Inhalt der Gedanken auf die Stimmung hat.
Hinweise darauf, dass die Denkgeschwindigkeit einen Einfluss auf die Stimmung eines Menschen habe, hätte bereits früher gegeben, schreiben die Forscher. So seien etwa “rasende Gedanken” bei einem manisch-depressiven Menschen ein typisches Kennzeichen für eine manische Phase mit Euphorie, Aktivität und hoher Kreativität. Umgekehrt seien Depressionen häufig durch verlangsamtes Denken charakterisiert. Die Psychologen halten es daher für wahrscheinlich, dass durch eine künstliche Beschleunigung der Denkprozesse bei einem depressiven Menschen die Stimmung aufgehellt werden könnte. Die gleiche Strategie könnte sich ihrer Ansicht nach auch in alltäglichen Situationen wie etwa bei der Arbeit auszahlen, in denen eine bessere Stimmung die Motivation und damit auch Produktivität verbessert.